Diplomhamster-Ellie

Trainingstipps von Diplomhamster Ellie (Gastbeitrag von Susanne Maria Hofer)

Sie liebt es, ihre archetektonische Ader in Ihrem Areal kreativ einzusetzen.  Was man dazu braucht?  Nur den Willen sich von einem Haustier etwas zeigen zu lassen.

Sie ist erst 1 Jahr alt und schon so reif. War sie schon immer. Am Anfang schrie sie mich gleich mal an. Diese Erfahrung war für mich absolut schockierend, da ich so ein Verhalten mir gegenüber noch nicht kannte. Da stand ich nun. Ellie gebar sich auf ihren vier Pfoten wie ein Raubtier. Von der Nasenspitze bis zum Stummelschwanz war sie ganz auf Angriff eingestellt in ihrer Transportbox.

Ratlos sah ich sie an und versuchte mit ruhigen Worten beruhigend auf sie zu wirken. Was allerdings nicht wirkte.

Wie bekam ich jetzt meine Ellie aus diesem Körbchen in ihrem neuen Käfig? Anfassen war keine Option. Mir blieb nichts anderes übrig, als einfach das Körbchen in den Käfig zu stellen und ab zu warten.

In der Zwischenzeit überlegte ich fieberhaft wie ich ihr das verloren gegangene Vertrauen wiedergeben konnte.

Ich hatte ja ganz übereifrig das Futter vorsorglich in saubere Futternäpfchen gefüllt, ganz ordentlich, damit das ja passt. Wasser hatte ich in eine Trinkflasche gefüllt, wegen der Hygiene, die man ja vom Tierschutzgesetz her gegenüber den Tieren bieten will. Das gekaufte Häuschen war liebevoll mit Hamsterwatte ausgepolstert….usw….

Nur MEIN Hamster saß nach ein paar Minuten traurig in einer Ecke und kauerte vor sich hin.

Die Frage, warum er meine Einrichtungsvorschläge überhaupt nicht annahm, konnte ich mir in den ersten Tagen nicht beantworten. Da stand ich nun, als Dipl. Tiertrainer, völlig ratlos, hilflos und traurig, dass meine Bemühungen nicht fruchteten.

Was war nur los? In meiner Verzweiflung, fütterte ich sie mit Leckerchen (Sonnenblumenkerne, Nüssen, Hirse, Äpfel) durch die Gitterstäbe. JA, Ellies Hamsterkäfig hat Gitterstäbe.

Ganz skeptisch schnappte sie gierig den ersten Happen. Und so fütterte ich sie in den ersten Tagen. Erst nach meiner Handfütterung ging sie zu dem Futternapf und holte sich jene Futterstücke raus, die ich ihr per Hand reichte.

MEIN Hirn fing zu arbeiten an. Ich begann damit, von Ihr zu lernen. Der erste Schritt zu dem großen Wort VERTRAUEN war getan. Und das unbewusster als ich dachte.

Das Wasser in der Wasserflasche wurde auch nicht angerührt. Ich musste handeln. Da schnitt ich dann eine dicke Scheibe Gurke herab und legte sie ganz behutsam in die obere Etage. Am Abend war die Gurkenscheibe fast aufgefressen.

Danach entfernte ich die Wasserflasche aus dem Reservat und fing an, die ehemaligen Futternäpfe mit Wasser zu füllen. Und ich wurde damit belohnt, dass ich Beobachter sein durfte, wie sie mit ihren Vorderpfoten das Wasser schöpfte und trank. Ein Naturphänomen im Wohnzimmer. Ich war erstaunt und glücklich zugleich.

Mit der Zeit kam mir die Idee das Futter in meinen Händen zu reiben (auch wenn sie verschwitzt waren) und es dann in den Etagen dünn auszustreuen. Gierig wurde es angenommen. Ich lernte immer mehr.

Es machte mich jetzt auch mutig und erfinderisch ein neues Häuschen für Ellie zu kreieren. Ich nahm eine leere Teeschachtel und zwei Papiertaschentücher und legte diese Idee hinein. Natürlich alles in gebührenden Abstand.

Zwei Tage danach fing sie an, die Taschentücher in die Schachtel zu zerren und darin herum zu zupfen. Es wurde auch reichlich Sägespäne hinzugefügt. Und das aufgestellte Badehäuschen wurde von ihr teilweise zur Toilette umfunktioniert. Das gab mir wiederum die Aufgabe jeden Tag den Sand zu sieben, zu ersetzen, damit meine Ellie ordentlich baden konnte.

Die Sache mit der Fütterung ließ mir keine Ruhe und ich überlegte, wie ich sie damit auch in ihrem Element unterstützen konnte. Ich streute das Futter weitläufig in die Sägespäne. Ellie war begeistert. Endlich konnte sie suchen und finden wie ein Hamster, sich selbst die Höhle gestalten und sich der Körperpflege in ihrem Bad widmen. Im Laufrad sprintet sie heute noch in einer Geschwindigkeit, dass mir dabei schwindlig wird. Ich könnte nie so lange dieses enorme Tempo halten.

Da habe ich auch verstanden, dass sie ja auch Nahrung braucht, dass ihr diese Energie gibt. Also fügte ich anfangs Mehlwürmer dazu. Ja, dann hatte sie den 3. Augenlidvorfall. Das war die Nebenwirkung, die ich wieder nicht haben wollte. Diese Erfahrung brachte mich dazu, Stubenfliegen zu fangen und ihr als Dinner anzubieten. Diese wurden gerne angenommen und noch viel aggressiver ging sie mit Wespen in den Kampf. Zuerst wird der Stachel gezogen, dann die Scheren abgebissen, dann der Kopf ab und was man sonst noch so essen kann. Ich durfte Zeuge werden, wie mein fälschlicherweise erdachter „Kuschelhamster“ zu einem wilden Tier wurde.

Die Sache mit dem Vertrauen wuchs immer mehr. Ich brauchte nur noch ihren Namen zu säuseln, da kam sie auch sehr gerne tagsüber aus ihrem Versteck, wohlgemerkt ordentlich verschlafen und nahm die Beute sehr gerne entgegen. Mehr wollte ich gar nicht. Ich habe damit aber auch unwissentlich erreicht, dass sie auf ihren Namen hört. So fing die Freundschaft immer mehr Feuer. Denn ich durfte sie berühren, anfassen, ja sie kam sogar auf meine offene Hand. Ich ließ sie immer wieder gehen.

In näherer Zukunft krabbelte sie auch auf meinen Unterarm und ich durfte sie aus dem Käfig heben. Wir gingen zu einem Tisch der gut im Licht stand. Neugierig inspizierte sie die darauf liegenden Gegenstände (Bücher, Stifte, Kalender). Sie kam auch immer wieder in meine Richtung. Diese Gelegenheit nutze ich um mein erwünschtes Signal „Nase“ einzusetzen. Ich senkte mein Gesicht und mit leiser, freundlicher Stimme sagte ich: „Ellie, Naaaasee.“ Sie stupste kurz mit ihrer kleinen aber sehr feinen Nase meine an und ich hatte die beste Hamsterfreundschaft. Mittlerweile gibt sie auch gerne „Küsschen“ = Finger kurz ablecken.

Ich bin Ellie sehr dankbar darüber, dass sie mir ihre Welt erklärt hat und dass ich sie auch verstanden habe. Es muss nicht immer eine Luxussweet sein, damit sich ihr Hamster wohlfühlt. Lassen Sie sich von ihm die Welt eines Hamsters doch wirklich erklären. Lassen Sie ihr Tier denken, Ideen zeigen und lernen sie in der Tierhaltung, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt.

Wenn ihr Tier den Raum hat zum Denken und sich auch entfalten kann, dann erst ist ein Tier glücklich. Was macht ein überaus intelligenter Gorilla, Elefant etc. im Zoo. Meistens verkümmern sie, weil sie Langeweile haben und nicht gefordert werden. In Ihnen steckt IMMER noch das wilde Tier. Nur wir Menschen wollen das nicht so einfach kapieren.

Lassen Sie sich von Ihrem Tier zeigen, was sie besser machen können. Dann gibt es auch ein schönes Miteinander. Der Trainer lernt vom Tier durch Beobachtung und wenn er dann die Signale im Alltag richtig einbauen kann, hat er mehr als nur gewonnen. Auch wir Menschen werden schnell ermüden, wenn wir keine Abwechslung haben. Denken Sie daran, sie freuen sich ja auch, wenn sie etwas geschafft haben. Das gibt Ihnen Aufschwung. Genauso ist es bei unseren Haustieren. Auch bei einem dschungarischen Zwerghamster.

 

Alles Liebe, Ihre

Susanne Maria Hofer