Frettchen

Dein Leitfaden für die artgerechte Frettchenhaltung

Frettchen sind quirlige Mitbewohner mit einem speziellen Bedürfnis an artgerechter Haltung und Fütterung. Diese putzigen, vom Iltis abstammenden, Tiere haben es jedoch auch faustdick hinter den kleinen Öhrchen! Wer sich mit den Rackern als Haustier beschäftigen möchte muss sich über einige Dinge von vornherein im Klaren sein: Frettchen zu halten ist mit einigem an Arbeit verbunden.

Die 3 wichtigsten Informationen rund um das Frettchen

  • Die heutigen Frettchen können bei guter Haltung und Pflege bis zu 12 Jahre alt werden, dies bedeutet eine große Verantwortung für die Tiere zu tragen.
  • Eine Fähe – also ein weibliches Frettchen – kann dabei eine Größe von bis zu 60 cm Länge (inklusive Rute) erreichen und bis zu einem Kilogramm schwer werden. Die Rüden bringen es dagegen auf bis zu 80 cm Länge und können stolze zwei Kilogramm auf die Wage bringen.
  • Frettchen sind Raubtiere, werden aber nach wie vor von vielen Menschen als Nagetiere eingestuft; aber schau dir mal das Gebiss eins Frettchens genau an, es ist zum Zerreißen von Fleisch wie geschaffen!

5 häufige Irrtümer über Frettchen aufgeklärt

  1. Frettchen sind keine Nagetiere, sondern Räuber.
  2. Frettchen können und dürfen nicht fleischlos ernährt werden, da sie sonst krank werden.
  3. Die Tiere sollte man nicht mit simplem Katzenfutter abspeisen.
  4. Frettchen werden nicht aggressiv wenn sie Fleisch fressen.
  5. Bei Frettchen gibt es keine Rassen, nur Farbschläge.

Wie oben schon erwähnt, stammt das Frettchen vom Iltis ab – er wurde domestiziert und gezüchtet, bis das Frettchen, wie wir es kennen, entstand. Zu Anfang erst nur von Jägern zum sog. “Frettieren” genutzt, hat es sich später immer mehr als Haustier etabliert; bereits im Mittelalter hielten sich wohlhabende Damen ein Frettchen (oder eines seiner Verwandten) als Tier, doch erst etwa in den 1980er Jahren wurden Frettchen als Haustier beliebt.

Darf man Frettchen als Haustiere halten?

Frettchen sind ein Streitthema zwischen Mietern und Vermietern, da man sie gut und gerne als Exoten einstufen kann. Da sie außerdem nicht 24/7 in einem Käfig sind muss eine Erlaubnis beim Vermieter eingeholt werden, genau wie bei Hunden und Katzen.

Sie haben einen sehr stark ausgeprägten Eigengeruch, den manche als unangenehm empfinden; hier sollte im Vorfeld ein “Schnupperbesuch” bei einem Frettchenhalter, im Tierheim oder bei einem Züchter angestrebt werden und auch mit den restlichen Mitbewohnern (Eltern, Geschwister, etc.) abgeklärt werden, ob sie damit klar kommen.

Die quirligen Racker schlafen viel und gern – da können schon mal 20 Stunden vom Tag verschlafen werden. Ihr Tag teilt sich dabei in mehrere Wach- und Schlafphasen auf; im Winter schlafen sie auch durchaus mehr. Nichtsdestotrotz sind sie keine anspruchslosen Tiere und wollen in ihren Wachphasen beschäftigt werden.

Das Frettchen ist sehr neugierig

Da sie sehr neugierig sind erkunden sie gerne alle Ecken, sie lieben es wenn es raschelt und kriechen gerne wo drunter oder durch. Diese Neugier kann man sich zunutze machen und ihnen zum Spielen Kartons mit verschiedenen Dingen anbieten, z.B. raschelndes Laub in dem sie toben können. Beliebt sind auch Drainagerohre, die man im Zimmer auslegen kann, dort flitzen die Frettchen gerne hindurch. Kleinere Bälle (Tennisball, Tischtennisball oder Bälle für kleine Hunde) werden auch gerne angenommen und durch ihr Domizil gejagt. Im Sommer kann man ihnen auch mal eine flache Bademöglichkeit zum Planschen bieten.

Doch Achtung: ihre Neugier kann ihnen auch schnell zum Verhängnis werden, wenn sie problemlos an alles herankommen – ein schmaler Spalt hinter einem Schrank, oder unter der Küchenzeile? Kein Problem, da schlüpfen sie rein; und können sich dabei auch lebensgefährlich verletzen. Frettchen neigen in gefährlichen Situationen zu Panik und würden sich dann vor Angst in einem Kabel oder einer Schnur eher erdrosseln, als ruhig zu bleiben und sich befreien zu lassen. Der Bereich in dem die Racker sich rumtreiben muss also absolut frettchensicher sein.

Zur regelmäßigen Pflege der Frettchen gehören das Krallenschneiden mit einer speziellen Schere für Tiere (oder vom Tierarzt machen lassen) und das Durchchecken ob sie gesund und munter sind. Regelmäßige Gewichtskontrolle, sind die Ohren sauber, glänzen Augen und Fell, etc. Ein gesundes Frettchen tobt in seinen Wachphasen herum, frisst gut und setzt – der Ernährung entsprechend – normalaussehenden Kot ab.

Auch Impfungen und eine generelle Kontrolle beim Tierarzt gehören jährlich dazu.

Frettchen artgerecht ernähren

Frettchen haben einen sehr kurzen Verdauungstrakt – alles was rein geht ist nach etwa drei Stunden schon verdaut und wird ausgeschieden. Sie können Rohfaser nur sehr schlecht verdauen, weswegen auf die Ernährung ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss.

Da sie Räuber sind, fressen sie natürlich am liebsten Fleisch – hier sind kaum Grenzen gesetzt, ob Geflügel, Rind, Schaf, Pferd, Kaninchen, Fisch, oder auch Hirsch, alles darf gefüttert werden.

Mit folgenden Ausnahmen: Schwein und Wildschwein. Da von diesen Tieren das Aujezkysche-Virus übertragen werden kann, darf es nicht roh verzehrt werden!

Frettchen benötigen eine ausgewogene Ernährung, die man mit rohem Fleisch,  artgerechtem Trockenfutter und hin und wieder einem Eigelb und etwas Lachsöl gut hinbekommen kann.

Bei den Fähen gibt es eine Besonderheit, die man unbedingt beachten muss:

Wenn sie geschlechtsreif werden (mit etwa einem halben Jahr), kommen sie in ihre erste Ranz, die – hormonbedingt und wenn sie länger anhält – in eine lebensgefährliche Dauerranz führen kann. Man muss das weibliche Frettchen also unbedingt kastrieren lassen (nicht sterilisieren!); das ist ab dem zehnten Lebensmonat von einem frettchenerfahrenen Tierarzt durchführen zu lassen. Dies ist natürlich wieder mit Kosten verbunden (etwa 120€ pro Fähe), sollte einem die Gesundheit des Tieres aber Wert sein.

Doch auch Rüden sollte man lieber, nach erreichen der Geschlechtsreife, kastrieren lassen, da sie sonst zu sehr ihr Paarungsverhalten ausleben möchten, was allein schon wegen dem sogenannten Nackenbiss für ihre Rudelkollegen/kolleginnen nicht so schön ist; zumal entwickeln geschlechtsreife Rüden einen noch intensiveren Duft und markieren gerne ihr Revier. Die Kosten für eine Kastration liegt bei etwa 90€ pro Rüde.

Doch woher bekommst du nun Frettchen und was kosten sie?

Es gibt große Züchter, sowie Hobbyzüchter, die sich den kleinen Kerlchen gewidmet haben. Eine weitere sehr schöne Art an diese Tiere zu kommen sind das Tierheim oder die Frettchenhilfe.

Bei Frettchen gibt es keine Rassen, nur unterschiedliche Farbschläge und manche sind beliebter als andere, was sie wieder teurer macht; grob liegt ein Frettchen etwa bei 150 bis 200 € pro Tier. Das Tierheim und die Frettchenhilfe nehmen meist einen fixen Betrag als Schutzgebühr, dieser sollte vor Ort erfragt werden.

Natürlich ist die Anschaffung allein nicht alles, weitere Kosten treten regelmäßig für Futter, Katzenstreu und den Tierarzt auf; und natürlich muss man sie ja auch irgendwo artgerecht unterbringen.

Was benötigst du als Grundausstattung?

Bei dieser Frage musst du dir überlegen wo die Frettchen leben sollen – viele halten sie frei in der Wohnung und haben nur einen Rückzugsort an den man sie auch mal wegsperren kann wenn z.B. Besuch da ist. Einige halten sie aber auch in speziellen Außengehegen oder in eigenen Zimmern. Klar sollte sein: ein kleiner Käfig reicht maximal zum Schlafen aus, generell sollten die Racker aber einen großzügigen Stall haben, falls sie mal keinen Auslauf bekommen können – pro Frettchen sollte man also mindestens einen Quadratmeter Platz zur Verfügung stellen; am Besten sind sogar mehrere Etagen.

Beliebt ist die Variante einen alten Kleiderschrank umzubauen – dies erfordert ein bisschen Geschick, Material und Zeit, aber dafür kann man den Stall dann auch so bauen dass er den Frettchen gerecht wird.

Dann benötigt man natürlich noch Näpfe für Futter und Wasser, sowie Decken zum Schlafen, Spielzeug damit sie beschäftigt sind, Katzenstreu für die Toiletten und natürlich Futter.

Hier kommen schnell mal mehrere hundert Euro zusammen, je nachdem wie man sich für die Haltung entscheidet.

Fragen die du dir vor der Anschaffung stellen solltest

  1. Bist du bereit auf die Bedürfnisse der Frettchen einzugehen um sie artgerecht zu halten?
  2. Hast du genügend Platz und Zeit für die Frettchen?
  3. Hast du die finanziellen Mittel für Futter, Tierarzt und die geeignete Ausstattung?
  4. Sind alle Familienmitglieder mit der Anschaffung der Tiere einverstanden?
  5. Hast du im Falle eines Urlaubs eine Vertrauensperson mit Frettchenerfahrung, die sich um die Racker kümmern kann? Oder eher: bist du bereit die nächsten Jahre auf größere Urlaube zu verzichten?
  6. Wurde mit dem Vermieter abgesprochen, dass Frettchen einziehen?

Letzte Aktualisierung am 19.09.2021 um 02:26 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API