Igel-retten-und-aufpäppeln

Igel gefunden – Retten, Aufpäppeln & Überwintern

In Deutschland und Österreich ist es zunächst verboten, eine geschützte Tierart aus der Natur zu entnehmen. Auch der Igel zählt als solche.

Es gibt jedoch Ausnahmen, und zwar meist dann, wenn ein Tier hilfsbedürftig ist. Einschlägige Vorschriften erlauben es hilfsbereiten Menschen, Igel artgerecht aufzuziehen oder sie auch nach Bedarf gesund zu pflegen. Auch die künstliche Überwinterung ist unter Umständen möglich.

Man darf immer dann helfen, wenn das Tier ohne diese Hilfe nicht überleben könnte.

Voraussetzung ist dabei natürlich, dass man das Tier so früh wie möglich wieder in die Freiheit entlässt.

Feststellen, ob der gefundene Igel überhaupt Hilfe braucht

Es lässt sich recht schnell erkennen, ob das gefundene Tier überhaupt Hilfe braucht. Dazu ist es unter anderem nötig, dass man das Alter des Tieres erkennt.

Jungtiere erkennt man ja grundsätzlich an ihrer Größe. Bei Igeln kommen noch einige körperliche Merkmale hinzu, die bis zur 4. Woche in der nachfolgenden Tabelle näher beschrieben werden.

Alter Geburt 1. Woche 2. Woche 3. Woche 4. Woche
Hautfarbe Rosa Rosa, Grau Grau Grau Grau
Stacheln Weiß Vereinzelt dunkel Dunkel Dunkel Dunkel
Fell Kein Fell Kein Fell Etwas Flaum Vorhanden Dicht
Augen Geschlossen Geschlossen Öffnen sich Offen Offen
Ohren Geschlossen Geschlossen Öffnen sich Offen Offen
Zähne Keine Keine Keine Stoßen durch Vollzählig
Gewicht 12 bis 25 g 30 bis 50 g 60 bis 80 g 100 bis 130 g 140 bis 180 g

Bei Igelkindern ist zunächst Vorsicht geboten. Es könnte nämlich sein, dass das Muttertier gerade aufgrund von akuter Gefahr dabei ist, ihr Nest umzusiedeln. Säuglinge laufen aber generell nie alleine herum. Die Mutter oder auch einige Geschwister müssen in unmittelbarer Nähe zu finden sein. Es reicht hier meist schon, fünf bis zehn Minuten abzuwarten und die Situation aus sicherer Entfernung zu beobachten. Kommt kein erwachsenes Tier, um den Säugling abzuholen, ist ein Eingreifen notwendig, um sein Überleben zu sichern.

Bei Igelkindern, die noch so jung sind, dass Augen und Ohren geschlossen sind, muss sofort eingegriffen werden! Diese werden nie außerhalb des Nestes vom Muttertier unbeaufsichtigt liegen gelassen!

Erwachsene Tiere sind abhängig davon zu retten, welcher Umstand zutreffend ist.

  • Begegnet man dem Tier tagsüber und rollt es sich zusammen, während es jedoch Futter von dir annimmt, hast du es lediglich mit einem aufgeschreckten Tier zu tun. Diesem musst du nicht helfen.
  • Wirkt der Igel hingegen apathisch und igelt er sich bei drohender Gefahr nicht ein, kann es sich durchaus um ein Tier handeln, das deine Hilfe benötigt.
  • Verletzte Igel brauchen selbstredend Hilfe.
  • Kranke Igel erkennst du auf den ersten Blick nicht, außer es handelt sich um einen Befall von Ektoparasiten. Diese Tiere brauchen manchmal Hilfe, manchmal aber leider auch die Erlösung durch den Tierarzt.

Generell gilt: Die Augen sollten immer gut erkennbar sein und nicht in Form von Halbkugeln hervorstehen. Ob das Tier abgemagert ist, erkennst du daran, dass Einbuchtungen am Kopf und der herausstehende Hüftknochen stark zu sehen ist. Begegnest du so einem Tier und ist es kurz vor Winter, braucht es eine künstliche Überwinterung.

In der warmen Jahreszeit legen häufig Schmeißfliegen ihre Eier auf einem kranken Igel ab. Schlüpfen deren Maden, beginnen sie das arme Tier allmählich aufzufressen. So etwas kannst du nicht immer sofort erkennen, auch ist ein Zeckenbefall nicht immer ersichtlich. Fasse die Tiere daher immer mit Handschuhen an!

Herrscht Winter oder auch Dauerfrost vor, dann liegt generell Hilflosigkeit vor. Der Igel hat zu dem Zeitpunkt keine Möglichkeit mehr, sich seinen Winterspeck anzufuttern, um Winterschlaf zu halten!

Solltest du übrigens einen Igel entdecken, der mehrere Tage an einem Ort ohne Wasser und Futter gefangen war (Gruben, Lichtschächte, Garagen, Gartenhütten), braucht er ebenfalls deine Hilfe. Dann aber vermutlich nur akut. Es wäre jedenfalls nicht verwunderlich, wenn er leicht apathisch wirkt.

Checkliste: Erste Hilfe beim Igel leisten

  • Feststellen, wie alt das Tier ist
  • Bei Igelkindern: Sicherstellen, dass kein Muttertier und auch kein Nest in der Nähe ist
  • Feststellen, ob das Tier deine Hilfe braucht
  • Nimm den Igel mit zu dir nach Hause
  • Für den Tierarztbesuch Kot einsammeln und das Gewicht aufschreiben
  • Prüfen, ob es Fliegeneiher, Flöhe oder Zecken gibt & den Igel möglichst davon befreien
  • Wärmeflasche zum Aufwärmen vorbereiten
  • Den Igel mit Küchenpapier zudecken
  • Karton mit hohen Seitenwänden bereitstellen und mit Zeitungspapier auslegen
  • Igel in den Karton auf die Wärmeflasche setzen, diese anschließend mit Küchenpapier zudecken
  • Futter und Wasser anbieten

Wie du das Alter von einem Tier feststellst, haben wir ja bereits abgeschlossen. Alle weiteren Punkte sehen wir uns nun im Detail an.

Wann kann ein Igel überwintern?

Auch erwachsene und gesunde Tiere können Gefahr laufen, sich keinen ausreichenden Fettpolster anzufuttern, weil sie einfach nicht genug Nahrung gefunden haben.

Kurz vor Herbstende kann es sein, dass ein Igel, der mehr als 450 Gramm wiegt, durchaus noch in den Winterschlaf geht und den dann auch überstehen wird. Alles darunter braucht aber auf jeden Fall eine künstliche Überwinterung durch deine Hilfe.

Provisorische Behausung für den Igel vorbereiten

Sobald du einen Igel bei dir aufnehmen musst, ganz egal für welchen Zeitraum, braucht es eine möglichst artgerechte Behausung.

Am besten nutzt du dazu eine Schachtel mit mehr als 20 cm Höhe. Ausgewachsene Tiere könnten diesen Abstand nämlich noch überwinden. Du legst sie wie erwähnt mit Zeitungspapier aus und dunkelst sie anschließend mit Küchenpapier ab.

Laub, Stroh oder ähnliches darf nicht verwendet werden! Der Igel befindet sich ja im Grunde in Quarantäne! Alles, was dir die Sicht auf potenzielle Parasiten verhindert, sorgt am Ende ja auch dafür, dass du den Igel richtig gesund pflegen kannst. Hinzu kommt, dass ein ausgehungerter Igel versuchen könnte, diese Einstreu zu fressen. Das würde nicht gut enden!

Diese Behausung wird in einem warmen Raum abgestellt. Garage oder Keller sind damit tabu, sofern es dort keine Heizung gibt, die du während der Pflege in Betrieb nehmen kannst. Und nein, Heizstrahler sind nicht okay.

Keine Kiste zur Hand? Besorg dir eine Buddelkiste, die ist hoch genug und kann nicht beklettert werden!

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Der Igel wird aber nicht sofort in die Kiste gesetzt. Vorher musst du noch ein paar Dinge erledigen.

Den Igel auf Verletzungen und Parasiten untersuchen

Schau dir seine Pfoten und die Bauchseite an. Diese Stellen sind am empfindlichsten. Fallen dir dort Verletzungen auf, dann verarztest du die nach Bedarf, unter Umständen auch in Rücksprache mit dem Tierarzt.

Danach wird der Bauch auf Wärme abgetastet. Fühlt er sich kalt an, dann brauchst du nun entweder eine Handwärmeflasche oder ealternativ eine Wärmelampe mit einer 25 Watt Glühbirne.

Wichtig ist, dass es der Igel schön warm hat. Heiß soll ihm natürlich nicht werden!

Rotlicht oder sonstige Lampen in der Hinsicht sollten nicht verwendet werden.

Überprüfe nun, ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt. Im Fall von letzterem könntest du es nämlich mit einem Muttertier zu tun haben, dann solltest du dich dringend auf die Suche nach ihrem Nest machen. Andernfalls könnten ihre Jungen verhungern!

Männchen haben eine Art Nabel am Bauch, hierbei handelt es sich um den Penis. Das weibliche Geschlechtsteil befindet sich hingegen vor dem After. Das siehst du beim Blick auf den Bauch nicht. So kannst du das Geschlecht unterscheiden.

Auch auf Fliegeneier und Maden prüfst du das Tier in dem Schritt, genauso solltest du auch Ausschau nach Flöhen und Zecken halten. Das gilt auch für den Rücken! Vorsicht aber vor den Stacheln. Wenn dich die pieksen, kann es zu einer Infektion mit Hautpilz kommen!

Den Igel von Parasiten befreien

An dieser Stelle müssen wir nun mal unterscheiden, um welche Parasiten es sich handelt.

Dazu schnell ein grundsätzlicher Exkurs: Endoparasiten kannst du mit dem freien Auge nicht erkennen, da sie sich im Inneren des Wirts befinden. Ektoparasiten hingegen leben an der Außenseite, die erkennst du.

Endoparasiten stellt der Tierarzt fest. Diese werden mit Antibiotika behandelt.

Bei Ektoparasiten kommt es ganz darauf an, mit welchen du es zu tun hast.

  • Fliegen können noch in Eiern oder schon als Maden vorhanden sein. Sollte der Igel apathisch und kraftlos wirken, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass du es damit zu tun hast. Der Igel sieht aus, als hätte er sich gerade erst in Sägespäne gewuselt. Du kannst sie vorsichtig mit einem Zahnstocher lockern und mit einer weichen Zahnbürste abreiben. Alternativ kannst du auch einen Floh- oder Staubkamm dazu nutzen. Dicke Verkrustungen weichst du mit warmem Wasser auf.
  • Flöhe werden mit einer weichen Bürste behandelt, die du gegen den Strich über das Tier ziehst. Kein Spot-on verwenden! Wenn du einen Spray benutzen willst, dann mische Kokos- und Sonnenblumenöl und sprühe es über die Flöhe, um sie künftig fernzuhalten.
  • Zecken müssen mit einer Zeckenzange oder Pinzette entfernt werden. Es braucht dabei wirklich dieses spezielle Werkzeug, da du sonst Gefahr läufst, dass du sie zerquetscht und dann sämtliche Giftstoffe in den Körper des Igels hineindrückst. Aber eine entsprechende Zange/Pinzette solltest du sowieso in deiner Hausapotheke haben. Die Zecken werden mit der Zange erfasst und dann möglichst gerade aus der Haut gezogen. Wichtig: Trag dabei Einweghandschuhe!

Warum Fliegeneier so gefährlich sind

Leider schlüpfen schon binnen weniger Stunden etliche gefräßige Maden. Solltest du es nicht länger mit Eiern zu tun haben, könnte jede Hilfe schon zu spät sein. Nun muss das Tier dringend zum Tierarzt, der abschätzen kann, ob der Igel noch zu retten ist.

Du musst übrigens das Tier wirklich überall nach Eiern absuchen. Dazu zählen sämtliche Körperöffnungen, Falten, Beugen, auch Verletzungen. Ja, es ist eine aufwendige Prozedur, aber es ist wirklich nötig. Auch musst du unbedingt sehr genau dabei sein. Vergiss nicht: Das Leben des Tieres hängt davon ab!

Sind es nur vereinzelte Maden, kannst du die noch mit einer Pinzette entfernen. Du kannst dann auch eine Sebacil-Lösung nutzen, um dem Tier zu helfen. Darin gehört es dann gebadet, damit die Maden von selbst vom Igel abfallen. Aber nur, wenn es keine Verletzungen gibt!

Mischverhältnis: 1 ml Sebacil : 1 L Wasser

Alternativ, sollte es Verletungen geben und sich die Maden mitunter in den Igel hineingefressen haben, nutzt du stattdessen eine Dectomax-Lösung.

Mischverhältnis: 1 Teil Dectomax : 29 Teile Sesamöl

Diese tropfst du stattdessen direkt auf die Öffnungen.

Der Igel wird sich darüber nicht sehr freuen, die Maden werden damit aber rausgelockt.

Alternativ kannst du auch eine Evomax-Lösung verwenden.

Mischverhältnis: 1 Teil Evomax : 29 Teile Kochsalzlösung

Die kannst du entweder auf die Maden tropfen oder eben den Igel auch darin baden.

Die genannten Mittel sind alle verschreibungspflichtig. Du erhältst sie beim Tierarzt.

Müssen Igel entwurmt werden?

Grundsätzlich nicht, denn es ist ein normaler Lauf in der Natur, dass der Igel durch seine Nahrung eine gewisse Anzahl an Endoparasiten aufnimmt.

Problematisch werden sie aber dann, wenn sein Immunsystem so schwach ist, dass sie ihn töten würden. Dann kommt es zu einer Entwurmung, die durch den Tierarzt begleitet wird.

Dazu nimmst du am besten eine Kotprobe zu ihm mit. Achtung: Nur mit einem Einweghandschuh einsammeln!

Müssen Igel entfloht werden?

Auch hier gilt, dass das grundsätzlich normal ist, dass sie womöglich Flöhe tragen. Igel, die aber deine Hilfe brauchen, sind in der Regel nicht länger gesund genug, dass der Parasit bei seinem ursprünglichen Wirt verbleibt. Dadurch wird er entweder auf dich, einen anderen Menschen oder ein Haustier in deinem Haushalt übergehen.

Deshalb muss ein Entflohen wie beschrieben erfolgen.

Sonderfall Ballon-Igel

Von einem Ballon-Igel spricht man immer dann, wenn durch eine Verletzung Luft in seine Unterhaut eingedrungen ist. Dadurch bläht sich der Körper vom Igel auf.

Unbehandelt verendet er daran qualvoll. Mit einer speziellen Vorrichtung (einer Art Ventil) kannst du die Luft aber aus seinem Körper entweichen lassen. Im Anschluss braucht es ein Antibiotikum. Auch hier besprichst du dich daher mit dem Tierarzt deines Vertrauens.

Wer übernimmt eigentlich die Tierarztkosten?

So etwas liegt immer im Ermessen des Arztes. Viele machen das ehrenamtlich, aber es ist ihr gutes Recht, von dir die handelsüblichen Gebühren für zumindest die Medikamente zu verlangen.

Kläre das am Besten im Vorfeld ab!

So ernährst du den Igel richtig

Du hast den Igel aufgewärmt, er hat eine Behausung und der Gesundheitscheck + die Verarztung sind auch abgeschlossen. Super! Dann können wir uns jetzt darum kümmern, wie du ihn richtig ernährst, solange er bei dir wohnen wird.

Zunächst einmal zum Thema Flüssigkeit. Stell dem Igel nicht sofort Wasser hin, sondern gib ihm erstmal ein, zwei Tage tröpfchenweise etwas Fenchel- oder Kamillentee. Das kannst du mit einer Pipette oder einer Einmalspritze machen. Der Tee ist gut für sein Immunsystem.

Dein Pflegeigel braucht viel tierisches Eiweiß. Er muss außerdem in der Lage sein, sich die nötige Fettschicht anzufressen, damit er in den Winterschlaf gehen kann. Der fällt auch bei der künstlichen Überwinterung an!

Beachte folgende Punkte:

  • Das Futter muss zum Zeitpunkt der Fütterung unbedingt Zimmertemperatur haben.
  • Der ideale Zeitpunkt ist immer am Abend, wenn die Dämmerung beginnt.
  • Geschwächte Tiere und auch junge Igel müssen zusätzlich dazu immer eine frei zugängliche Futterquelle haben, bei der sie sich nach Bedarf bedienen können.
  • Sobald die ein, zwei Tage mit Tee um sind, stellst du eine niedrige, stets möglichst frisch befüllte Wasserschüssel zur Verfügung.
  • Andere Tiere dürfen selbstredend keinen Zugang zum Igel und seinem Wasser oder Futter haben.
  • Auf die Sauberkeit musst du auch insofern achten, dass Futterrste und Kot immer schnell entfernt werden müssen. Außerdem spülst du die Näpfe täglich vor neuer Futtergabe mit heißem Wasser aus.

Bei der Frage danach, welches Futter der Igel braucht, kursieren leider sehr viele Falschinformationen. Hier gibt es daher gleich mehrere Mythen, die wir aus der Welt schaffen müssen:

Handelsübliches Igeltrockenfutter eignet sich in der Regel NICHT für die Tiere! Es besitzt einerseits zu viele Kohlenhydrate und erfüllt andererseits kaum die artgerechten Bedürfnisse von Igeln. Also lieber zweimal hinschauen, wenn du ein Igelfutter im Supermarkt kaufen willst.

Im Futter für Igel dürfen keine Samen, keine Rosinen und kein Trockenobst oder Trockengemüse vorhanden sein. Alles davon könnte im Mund des Tieres steckenbleiben und ihn töten. Sie würden es in freier Wildbahn auch nicht zu sich nehmen, wenn sie nicht völlig verzweifelt sind.

Langfristig braucht der Igel eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist. Es muss reich an Fett und Eiweiß sein, damit der Igel schnell Gewicht zulegen und trotzdem wichtige Nährstoffe aufnehmen kann.

Insekten (Mehlwürmer, Regenwürmer, Schnecken, …) dürfen dem Igelpflegling NICHT verfüttert werden. Auch, wenn er diese Tiere in freier Wildbahn jagen würde, könnten sie neue Parasiten übertragen. Einen geschwächten Igel würde das zu stark belasten.

Was kann ich dem Igel also füttern?

Auf Amazon habe ich dieses Futter gefunden, das recht gut ist:

Angebot
Dehner Natura Igelfutter, Nassfutter, 16 x 100 g (1.6 kg)
  • Artgerechtes Futter für Igel mit allen wichtigen Nährstoffen
  • Optimal für die Ganzjahresfütterung
  • Ausgewogenes Nassfutter
  • Frei von chemischen Zusatzstoffen
  • Ausschließlich beste Zutaten enthalten

Daneben kannst du ihm auch Hundefutter ohne Soße geben. Allerdings ist Katzenfutter ohne Soße reicher an Eiweiß und daher besser. Beides selbstredend nur als Nassfutter.

Noch besser wäre eine Kombination aus Katzenfutter, ungewürztem Rührei und etwas Aas. Das kann zum Beispiel eine Maus sein, die du tiefgefroren im Futtermarkt kaufen kannst, die braucht man ja auch für Reptilien oft.

Aus Gründen der Hygiene solltest du diese Zutaten alle separat servieren.

Zur Stärkung (nicht als generelle Ernährung!) kannst du auch ungewürztes Hackfleisch braten, oder ungewürztes Geflügelfleisch kochen. Auch ein gekochtes Ei (Eiweß + Dotter) ist gut für den Igel.

Was ist ein Hungerknick?

So beschreibt man das Aussehen eines unterernährten und dehydrierten Igels. Zwischen seinem Kopf und seinem Stachelkleid am Rücken befindet sich eine Art Delle, die darauf hinweist, dass er dringend deine Hilfe benötigt. Er ist also völlig abgemagert.

Verwaiste Igelkinder aufziehen

Bei Igelkindern haben wir es natürlich mit einem Sonderfall zu tun, auch was die Überwinterung angeht. Ein Säugling ist bei Igeln zunächst ein junges Tier, das nicht älter als 24 Tage oder drei Wochen ist. In freier Wildbahn würde es in der Zeit ausschließlich mit Muttermilch ernährt.

Auch hier musst du zunächst sicherstellen, dass das Tier aufgewärmt ist und es keine Verletzungen oder Parasiten gibt.

Achtung! Igelkinder darfst du aus gesundheitlichen Gründen nicht baden und sie auch nicht mit Insektiziden behandeln.

Untergebracht werden Igelbabys genau so, wie es auch bei ausgewachsenen Tieren der Fall wäre. Die Kiste darf dabei ruhig schon über 20 cm hoch sein, weil der Igel ja irgendwann erwachsen wird und dann nicht sofort ausbüchsen können soll.

Die Fütterung von Igelsäuglingen

Zunächst musst du immer darauf achten, dass sich das Igelkind in aufrechter Position beim Füttern befindet, damit es nicht verschluckt. Auch hier sollte die erste warme Mahlzeit zunächst ein Fenchel- oder Kamillentee sein. Erst danach stellst du auf einen Milchersatz um.

Igelmilch ist grundsätzlich arm an Laktose, da die Tiere laktoseintolerant sind. Wie beim Menschen wirkt sich ein gewisses Maß an Laktose nicht schädlich auf sie aus, aber Kuhmilch oder dergleichen dürfen sie daher keine zu sich nehmen. Du kannst bei Igeln, die schon einige Tage alt sind, stattdessen Katzen- oder Hundewelpenmilch benutzen, die vertragen sie ganz gut. Igel, die noch jünger als zwei Wochen sind, brauchen Katzenmilch (nur die, keine Welpenmilch!), die mit Fencheltee gemischt und lauwarm zugeführt wird.

Anfangs sind außerdem kleine Portionen wichtig, damit die Umstellung von der Mutter- zur Ersatzmilch ohne weitere Komplikationen verläuft.

Der Tierarzt kann dir übrigens einen Gummiaufsatz und eine Spritze mitgeben, der sich als Ersatzzitze eignet. Du hältst den Igel dann in einer Hand mit dem Daumen fest. Er wird bei der Fütterung mit seinen Beinen treten, das ist ganz normal und wird als Milchtreten bezeichnet, weil es beim Muttertier dafür sorgen würde, dass ihre Milch zu fließen beginnt. Wichtig ist, dass du ihn nicht fallen lässt und du ihn natürlich auch nicht quetscht.

Direkt nach der Fütterung reinigst du die Spritze und den Aufsatz.

Beides ist in der Regel spülmaschinenfest. Frag im Zweifelsfall beim Tierarzt nach.

Da die Katzenmilch natürlich nicht völlig mit der Muttermilch vergleichbar ist, braucht es gewisse Ersatzmittel. Insbesondere Vitamin B brauchen Igel sehr viel. Das erhältst du übrigens auch beim Tierarzt. Mit dem musst du ohnehin sprechen, weil ihr gemeinsam eine Futterdosierung besprechen müsst. Bei falscher Dosierung können viele Vitamine giftig sein!

Sollte der Igelsäugling trotzdem Probleme wegen der Laktose bekommen, kannst du ein Laktasepräparat untermischen. Es ist nicht möglich, dies zu überdosieren. Was im Körper davon dann überschüssig wird, scheidet der Igel einfach aus, das funktioniert bei ihm genauso wie bei uns Menschen.

Hier eine Übersicht bezüglich dem Laktosegehalt:

  Igelmuttermilch Welpenmilch * Laktosereduzierte Katzenmilch *
Rohprotein 35,4 % 33,0 % 3,4 %
Rohfett 56,4 % 40 % 3,3 %
Kohlenhydrate 0,16 % ~ 16,5 % <= 0,2 %
Davon Laktose 0,16 % ~ 15,6 % < 0,2 %

Der Anteil sollte von der üblichen Muttermilch nicht zu stark abweichen.

* Die Werte entsprechen dem Durchschnitt. Du musst also das jeweilige Produkt nochmal einzeln überprüfen.

Je nach Bedarf können nach Absprache mit dem Tierarzt auch Ergänzungsmittel gegeben werden, um Eiweiß- und Fettgehalt zu kontrollieren. Auch ein Jungtier braucht das natürlich schon.

Das Gewicht vom Igelsäugling

Über die Zeit hinweg muss der kleine Igel natürlich konstant sein Gewicht vermehren. Es ist wichtig, dass du es regelmäßig kontrollierst. Beim Muttertier haben sie nämlich den ganzen Tag über Zugang zur Muttermilch und können sich so schon die ersten Fettpolster anlegen.

Vier bis sechs Gramm sollten jeden Tag dazukommen, bis das Tier insgesamt 90 Gramm wiegt. Dazu ist es nötig, dass es stets 25 % des eigenen Körpergewichts verfüttert bekommt. Dadurch musst du sie auch nachts in regelmäßigen Abständen füttern.

Kleine Portionen den ganzen Tag über sind wichtig, damit die Verdauung klarkommt!

Und so geht es weiter:

  • Ab einem Alter von 14 Tagen musst du den Igel nicht mehr nachts füttern. Er kann zu dem Zeitpunkt übrigens seine Augen öffnen.
  • Ab einem Alter von 19 Tagen wird die Fütterung per Spritze und Gummiaufsatz abgesetzt. Die Milch gibst du nun auf einen kleinen Teller. Es kann allerdings sein, dass du zunächst noch nachfüttern musst, dazu brauchst du dann wieder die Spritze mit Aufsatz! Und zwar so lange, bis sich der Säugling an die alleinige Aufnahme gewöhnt hat. Zu dem Zeitpunkt sollte der Igel täglich neun bis elf Gramm zulegen.
  • Ab einem Alter von 25 Tagen können Igel die Nahrung dann völlig eigenständig aufnehmen, denn hier greift dann auch schon der ureigene Instinkt. Gegen 23 Uhr sollte die letzte Mahlzeit gegeben werden, frühmorgens ab frühestens sieben dann die erste. Das Tier kommt nun gut mit festen Fütterungszeiten und größeren Abständen klar.
Führe ein Ernährungstagebuch für den Igel, um die Gewichtsveränderungen beobachten zu können!

Zur besseren Übersicht habe ich hier eine Tabelle mit den genauen Fütterungszeiten und -mengen für dich:

Gewicht in g ml in 24 Std Anzahl der Mahlzeiten ml pro Mahlzeit
Tagsüber In der Nacht
30 8 8 2 0,8
40 10 8 2 1
50 13 8 2 1,3
60 15 8 1 1,7
70 18 7 1 2,3
80 20 6 0 3,3
90 23 6 0 3,8 *
100 25 5 0 5,0 *
* Diese Werte sind als Gesamtwerte (= eigenständige Nahrungsaufnahme + Zufütterung durch dich) zu verstehen!

Körperpflege vom Igel & weitere Aufzucht von Jungtieren

Kommt die Haut eines Jungigels mit etwas in Berührung, wird diese schnell dadurch gereizt. Es macht keinen Unterschied, ob es sich um Futterreste oder Kot und Urin handelt. Darum musst du seine Quarantänebehausung täglich davon reinigen und mit neuem Zeitungspapier auslegen.

Weder Puder noch langsam einziehende Salben darfst du verwenden. Nutze stattdessen lieber Babyöl oder Wundschutzcreme, sofern rein natürliche Inhaltsstoffe darin vorkommen. Dreck wird vom Tier mit einem angefeuchteten Zellstoff entfernt (also z.B. Watte).

Der Kot vom Igelsäugling ist grün, was bedeutet das?

Das ist völlig normal. Auch eine Form von aneinandergeketteten Kügelchen ist dabei völlig normal. Das kommt von der Ersatzmilch. Sobald das Tier selbständig feste Nahrung zu sich nimmt, gibt sich das direkt.

Was ist Toiletting und wie funktioniert das?

Jungtiere sind selbst nicht dazu in der Lage, entweder zu urinieren oder zu koten. Deshalb brauchen sie deine Hilfe dazu und das bezeichnet man als Toiletting.

Toiletting musst du vor und nach jeder Mahlzeit durchführen, bis die kleinen Igelinge selbständig ihr Futter zu sich nehmen können.

Mit einem angefeuchteten Finger oder einem Wattestäbchen massierst du vorsichtig Bauch und Geschlechtsteil vom Igel, bis er sein Geschäft verrichtet.

Dabei übernimmst du die Aufgabe der Mutter, von der die betreffenden Stellen nämlich abgeleckt würden. Da sie die Ausscheidungen dabei direkt aufnimmt, damit das Nest nicht verschmutzt wird, verrichten die Kleinen ohne Toiletting ihr Geschäft nicht.

Findest du daher vor der selbständigen Futteraufnahme Ausscheidungen in der Behausung, hast du es nicht gründlich genug gemacht! Das ist kein Hinweis darauf, dass sie dich nicht länger brauchen, sondern dass sie ganz dringend mussten!

Igel wieder auswildern

Nach rund zwei Wochen sind die Tiere in der Regel vollständig aufgepäppelt. Sind nun die Voraussetzungen dafür erfüllt, dass sie ohne weitere Hilfe Futter suchen und in den Winterschlaf gehen können, musst du sie auswildern.

Folgende Tiere kannst du also auswildern:

  • Jungtiere, die gut aufgepäppelt wurden und rund zwei Wochen bei dir gelebt haben.
  • Erwachsene Igel müssen gesund und bestenfalls gar nicht oder wenigstens nur in sehr geringer Menge mit Innenparasiten befallen sein.
  • Sie dürfen nicht unter bakteriellen Infektionen leiden, müssen einen normalen Kot absetzen und einen guten Appetit haben. So begeben sie sich nämlich direkt auf Futtersuche.
  • Zum Zeitpunkt der Freilassung sollte ein junger Igel zwischen 600 und 700 Gramm wiegen, ein erwachsenes Tier hingegen zwischen 1.000 und 1.400 Gramm.

Generell gilt, dass du den Igel am besten am Fundort wieder freilässt, damit er sich direkt orientieren kann. Zumindest dann, wenn er wenigstens 250 Gramm gewogen hat, als du ihn zu dir genommen hast. Ganz junge Tiere sollten nach Möglichkeit erst noch durch ein Freigehege im Garten auf das Leben in der Natur vorbereitet werden. Sie sind zwar durch ihren Instinkt in der Lage, selbst nach Futter zu suchen, aber sicher ist sicher.

Droht ihnen am Fundort eine Gefahr, etwa durch eine stark befahrene Straße oder durch eine Baustelle, dann solltest du lieber einen neuen Lebensraum suchen. Wichtig sind viele Versteckmöglichkeiten und ein gutes Nahrungsangebot. Etwa ein Laubwald, ein nahegelegener Bach oder auch wilde Gärten.

Igel haben ein sehr gutes Ortsgedächtnis, daher ist der Fundort immer vorzuziehen. Sie merken sich während der Zeit bei dir die versteckmöglichkeiten und kennen Orte, an denen sie viel Futter bekommen. Werden die Tiere an einem für sie fremden Ort ausgewildert, sind sie zunächst gefährdeter, da sie sich erstmal neu orientieren müssen.

Zur Auswilderung setzt du den Igel bei trockenem Wetter in der Abenddämmerung an dem Ort aus. Musst du den erst noch suchen, dann machst du das ohne das Tier. Der Transport bei einer Suchfahrt wäre mit viel Stress für das Tier verbunden.

Du bereitest dem Igel an einer geschützten Stelle ein Nest vor. Dazu kannst du Heu benutzen. Außerdem legst du ihm noch etwas Futter für den Anfang hin. Keine Teller oder Kartons zurücklassen, der Umwelt zuliebe!

Wenn die Auswilderung bis nach dem Winterschlaf warten muss

Muss der Igel bei dir überwintern, sollte er zumindest zwei Wochen in wachem Zustand bei dir bleiben, bevor du ihn wieder aussetzt. Natürlich muss er von selbst aufwachen! Du fütterst ihn in dem Zeitraum wie gewohnt und gehst dann die soeben beschriebenen Schritte durch.

Winterschlaf in deiner Obhut

Wird das zuvor genannte Gewicht nicht erreicht oder ist der Igel schlichtweg nicht gesund genug, um noch bis zum Herbstende ausgewildert zu werden, muss er den Winterschlaf bei dir machen.

Er braucht dazu eine neue Behausung, die nicht von Sonnenlicht bestrahlt wird. Du stellst sie in einem Raum auf, der wärmer als 15 °C ist und umzäunst sie, damit er nicht abhauen kann. Das Gehege sollte insgesamt 1,5 bis 2 m² groß sein und mit Zeitungspapier ausgelegt werden.

Am besten nutzt du ein Igelhaus als Unterkunft:

Bei einem Körpergewicht von 500 bis 600 Gramm können sie bei voller Gesundheit auch auf dem abgeschlossenen Balkon oder in den Garten in ein Gehege gegeben werden. Bekommen die Tiere genug Futter, kannst du diese Umsetzung noch im Dezember und Januar vornehmen. Ihr Schlafplatz muss aber gut wärmeisoliert sein, ansonsten müssen sie im Inneren bleiben!

Stell das Futter mitsamt Wasser in ein separates Häuschen. Solange der Igel wach ist, wird er sich das Futter holen. So merkst du am besten, ob er schon in den Winterschlaf gegangen ist.

Um umgekehrt zu erkennen, wann er aufwacht, deckst du den Eingang mit einem Stück Zeitungspapier oder ähnlcihem ab.

Igel wachen März und April aus dem Winterschlaf auf. Zwei Wochen später kannst du ihn dann auswildern.

Was tun, wenn der Igel keinen Winterschlaf macht?

Liegen die Temperaturen draußen nicht mehr über 4 °C oder gibt es Schnee und hat der Igel trotz alledem mehr als 600 Gramm auf den Rippen, musst du ihm das Futter wegnehmen. Dann braucht sein Körper nämlich den hohen Fettanteil nicht mehr. Er würde aber einfach aus seinem Instinkt heraus weiter etwas zu sich nehmen.

Das führt übrigens dazu, dass der Igel in den meisten Fällen dann aufgrund des Futtermangels doch noch in den Winterschlaf geht. Nach drei bis fünf Tagen sollte der Futterentzug seine Wirkung zeigen. Wasser gibst du dem Igel aber trotzdem die ganze Zeit über.

Schläft das Tier trotzdem nicht ein, wiederholst du das bei jedem Kälteeinbruch und kombinierst den Futterentzug mit einem Temperatursturz. Etwa, indem du die Heizung im Raum des Igels abdrehst.

Nach fünf Tagen Futterentzug ohne Winterschlaf musst du ihm aber stets die übliche Menge zu fressen geben und sein Gewicht weiter kontrollieren.

Im schlimmsten Fall machst du das so lange, bis der Winter vorbei ist und der Igel ab März ausgewildert werden kann. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass er den Winterschlaf überhaupt nicht macht.

Sollte man Igel markieren, wenn man mehrere betreut?

Lieber nicht. Es gilt bis heute nicht als vollständig geklärt, was das mit den Tieren tun würde. Die Stacheln könnten dadurch beschädigt werden oder Fressfeinde würden sie nach der Auswilderung womöglich leichter entdecken. Der Tierschutz verbietet die Markierung von Igeln daher.

Wenn du dich um mehrere Igel gleichzeitig kümmerst, wirst du aber schnell feststellen, dass sie sich körperlich voneinander unterscheiden. Jeder Igel hat eine Körper- oder Schnauzenform, oder auch eine insgesamte Färbung, die ihn von den anderen Tieren unterscheiden.

Letzte Aktualisierung am 19.09.2021 um 02:26 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API