Futtermittelindustrie

Welche Tricks wendet die Futtermittelindustrie an?

Überlegt man sich, wieso Trockenfutter schädlich für Hunde sein kann, löst das Skepsis aus. Wie ist das überhaupt mit den Futtervarianten für unsere Vierbeiner? Können nicht generell Ungereimtheiten bei allerlei Inhaltsstoffen auftreten? Sollte man am besten gleich auf BARF-Ernährung umsteigen?

Trotz aller Bedenken: Man darf durchaus Entwarnung geben. Zwar ist nicht jede Futtersorte wert, ins große Rampenlicht gestellt zu werden. Dennoch gibt es so manche Hersteller, die sich wirklich um das Beste für die Hunde bemüht. Dabei geht es nicht allein um hochwertige Zutaten für die Hundenahrung plus wertvoller Nährstoffe. Wichtig ist eben auch die Gewissheit, dass sich im Futter keine geheime Chemiekeule verbirgt.

Die goldene Vierer-Regel für gutes Futter

Normalerweise sollte es kein schwieriges Thema sein, qualitätsvolles und artgerechtes Futter zu bekommen. Die goldene Vierer-Regel müsste im Grunde zu den Selbstverständlichkeiten zählen:

  1. Ein Hund benötigt hochwertige und gesunde Futterzutaten.
  2. Das Futter muss schmackhaft sein, damit es dein Hund gerne frisst.
  3. Das Futter muss bekömmlich sein, den Hundeorganismus stärken und mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen, damit es ihn gesund erhält.
  4. Wertlose Füllstoffe oder Abfälle haben gar nichts im Hundefutter zu suchen.

Eigentlich klingt es simpel. Müsste das nicht alles normal sein? Aber leider trifft das nicht zu. Warum es zur hohen Kunst gehört, gutes Hundefutter zu finden, das alle diese Punkte erfüllt, erfährst du hier:

Gesetze öffnen Spielraum für ungesunde Inhaltsstoffe

Die Futtermittelindustrie kann bei den Zutaten sehr viel tricksen, weil die Gesetzeslage das möglich macht. Man will es nicht glauben, dass Holzspäne (als Kohlenhydrate) oder Motoröl (als Fette) im Hundefutter ganz legal von den Gesetzen gedeckt sind. Unfassbar erscheint auch, wenn Tierurin als Salzersatz eingesetzt wird, weil es zur Deklaration passt, dass tierische Nebenerzeugnisse im Produkt verwendet werden. Zusätzlich gibt es auch noch eine Vielzahl von Begriffen, hinter denen sich Zucker verbirgt, ohne dass man es erkennt. Und das sind nur Beispiele, was alles in der Futterherstellung möglich ist.

Das klingt absurd? Ja! Denn es ist absurd! Die meisten Hundebesitzer weigern sich zu glauben, dass solche skrupellosen Methoden gezielt verfolgt werden. Dabei sagt das Gesetz: Selbst Futterstoffe, die in der Nutztierhaltung längst nicht mehr eingesetzt werden, dürfen nach wie vor den Haustieren ins Futter gemischt werden. Für die Hersteller ist das praktisch. Nichts muss in den Abfall geworfen werden, wenn ein Füllstoff fehlt, kann billiges Material dazu gekauft werden.

Um dem Futter eine schöne Farbe zu verleihen, eignen sich Zuckerersatzstoffe sehr gut, beispielsweise Sirup. Das Futter sieht damit wesentlich appetitlicher aus, als es tatsächlich ist. Und der eigentliche Clou: Ergänzt man das alles noch mit allerlei Geschmacksverstärkern, diversen Konservierungsstoffen sowie sonstige Chemiezutaten, verwandelt sich die Resteverwertung in ein halbwegs lecker wirkendes Hundemahl. Und so kommt es dann auch, dass der Hund frisst, was er im Originalzustand eher nicht anrühren würde.

Doch es geht noch schlimmer. In den Futterpackungen stecken wahre Todesgefahren. Die Langzeitfolgen dieser unbekömmlichen Nahrung schlagen sich in chronischen oder akuten Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zu Krebsleiden nieder. Dabei spielen unsere Haustiere in unserem Alltagsleben eine immer wichtigere Rolle. Wer seine Vierbeiner auch nur ein klein wenig mag, würde ihm niemals wissentlich solch gefährliches Futter anbieten. Es ist eben nicht artgerecht. Das soll nur so scheinen.

Wie kommt das Fleisch ins Futter

Das hochwertige Fleisch für deinen Hund wird als Muskelfleisch bezeichnet. Davon findet sich allerdings nur wenig im Hundefutter. Wie kommt das? Tatsächlich liegt die Fleischproduktion in Deutschland bei 8 Mio. Tonnen pro Jahr. Ein Teil davon geht in den Export, ein anderer Teil wird importiert. Abhängig von der Produktionscharge sind es dann etwa 5 – 7 Mio. Tonnen Fleisch, die im Land verarbeitet werden.

Die hochwertigsten Fleischbestandteile unterliegen strengsten Regeln. Sie sind für den menschlichen Konsum bestimmt. Auf den Schlachthöfen wird dafür nach detaillierten Protokollen und Kontrollen gearbeitet. Jeder einzelne Schritt in der Schlachtung und Verarbeitung muss exakt festgehalten werden.

Was nicht für den menschlichen Verbrauch bestimmt ist, nennt man tierisches Nebenprodukt. Hier beginnt die Futterverarbeitung für unser verbeinigen Freunde. Zu den Nebenprodukten gehören unter anderem Federn, Knochen und Sehnen. Dazu Fleischreste, für die keine industrielle Verarbeitung im Bereich der menschlichen Konsumprodukte vorgesehen ist. Dazu gehören einige für Hunde sehr attraktive Organe wie Lunge oder Pansen. Auch Zutaten für menschliche Speisen finden sich darunter. Man denke an Saumagen und Kalbshirn. Da die Nachfragen gering sind, kommen sie meistens in die Futterproduktion und liefern dort auch wertvolle Nährstoffe. Aber alle Nebenprodukte können im Hundefutter verarbeitet werden und es sind eben nur wenige, die diesen Nährstoffbedarf für Hunde wirklich decken.

Was von dieser großen Auswahl letztlich im Futter landet, entscheiden letztlich die Hersteller. Sie kaufen diese Produkte ein und wählen aus dem Angebot. Dabei spielen auch Budget und Profit eine Rolle. Horn und Klauen sind preisgünstiger als Pansen zu haben. Das kann die Profitspanne erhöhen.

Die gekaufte Ware wird dann für das Haustierfutter verarbeitet. Knorpel, Knochen, Klauen werden in Tiermehl verwandelt. Alle fleischartigen Bestandteile bilden den Grundstock, um den Fleischanteil des Futters zu aufzufüllen. Steht dann auf der Verpackung, dass der Fleischanteil bei 30 % liegt, kann das für unerfahrene Hundehalter recht positiv klingen.

„Ohne Zusatzstoffe“ – was heißt das und was da wirklich dran?

Es ist dem Internet zu verdanken, dass sich Hundebesitzer besser informieren können und dadurch mehr Aufklärung erhalten. Zunehmend treten sie den Hundefutter-Produkten mit Skepsis entgegen und forschen über deren Herstellung nach. Die Unternehmen setzen mit verschiedenen Marketingtricks dagegen und bemühen sich, ihre Futterprodukte so positiv wie möglich darzustellen. Eine dieser Methoden besteht darin, das Hundefutter als „frei von Zusatzstoffen“ zu deklarieren. Was bedeutet das genau?

Zunächst einmal gibt es unterschiedliche Arten von Zusatzstoffen, die je nach ihrer Aufgabe in vier Gruppen eingeteilt werden:

  1. Technologische Zusatzstoffe:
    Sie dienen der Konservierung, Haltbarkeit und stabilen Konsistenz des Futters. Dazu zählen Emulgatoren, Konservierungsmittel, Antioxidationsmittel, Stabilisatoren.
  2. Sensorische Zusatzstoffe:
    Sie beeinflussen Geschmack und Aroma sowie die optische Erscheinung des Futters. Dazu gehören Farbstoffe und Aromastoffe.
  3. Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
    Sie dienen als künstliche Zugabe von wichtigen Nährstoffen, die in einer natürlichen Nahrung enthalten wären. Dazu gehören Spurenelemente und Vitamine.
  4. Zootechnische Zusatzstoffe.
    Diese künstlichen Zusätze sollen Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Hundes verbessern. Dazu gehören Probiotika, Enzyme und Ammoniumchlorid.

Die Zwecke, die solche Zusatzstoffe erfüllen sollen, haben einen nachvollziehbaren Nutzen. Das Futter soll haltbar sein, einen gewissen Geschmack aufweisen sowie das Tier gesund erhalten. Dass hier aber in Wahrheit ein Problem steckt, verdeutlicht die Tatsache, dass Geschmackserlebnis und Versorgung mit lebenswichtigen Nähr- und Mineralstoffen nur durch die Zusätze gelingt. Das belegt nämlich,  inwiefern das eigentliche Futter diese Zwecke und Aufgaben nicht einlösen kann. Wofür braucht ein Futter künstliche Farbstoffe und Aromen, Spurenelemente und Vitamine, wenn all das in den natürlichen Zutaten einer artgerechten Ernährung eigentlich von selbst enthalten wäre? Die künstlichen Beimischungen im Hundefutter verweisen eigentlich nur auf die minderwertige Qualität der verwendeten Zutaten.  Das gilt auch für probiotische Zusätze oder Enzyme,  die das Verdauungssystem des Hundes unterstützen sollen. Wenn man es etwas zynisch ausdrücken möchte: Damit der Hund das minderwertige Futter verdauen kann, bekommt er die Unterstützung für das Verdauungssystem gleich mit geliefert.

Bedenklich ist auch noch ein weiterer Punkt. Viele dieser Zusatzstoffe wie Farb- und Aromastoffe oder Konservierungsmittel sind synthetische Produkte, bei denen schon mehrfach wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass sie gesundheitlich bedenklich sind. Oft lösen sie auch unerwünschte körperliche Prozesse aus.

Irreführung in der Werbung – ohne Zusatzstoffe gibt es kein konventionelles Futter

Jedes Dosenfutter im Handel besitzt ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Dabei wird die Haltbarkeit stets über einen extrem langen Zeitraum angezeigt. Das gelingt nicht ohne Zusatzstoffe.

Trotzdem kann der Hersteller auf die Verpackung schreiben, dass keine Zusatzstoffe enthalten seien. Das bedeutet exakt: Er selbst hat sie dem Futter nicht mehr beigefügt. Allerdings kann er Zutaten einkaufen, die solche Zusatzstoffe schon enthalten, weil sie in der Produktionskette zuvor von einem anderen Verarbeitungsbetrieb längst zugefügt wurden. In dem Fall muss der Futterhersteller die künstlichen Zusätze nicht mehr als Zusatzstoffe auf der Verpackung angeben, obwohl sie von einem anderen Betrieb zugefügt wurden.

Artgerechtes Hundefutter – Haltbarmachung ohne Konservierungsstoffe

Es gibt keine natürlichen Konservierungsstoffe. Alle Zusatzstoffe zur Haltbarmachung von Nahrung bestehen aus synthetischen Zusätzen chemischer Art.

Als Alternative gibt es neuartige Verpackungstechniken. Bestimmte Arten von Folienverpackungen verhindern, dass frisches Fleisch in seinem natürlichen Zersetzungstempo oxidiert. Damit bleibt die Verzehrfähigkeit von Fleisch länger erhalten. Gerade Futterhersteller, die Wert auf artgerechte Nahrungsprodukte legen, machen sich diese Technik immer mehr zunutze.

Traue den Tierärzten nur begrenzt

Tatsache ist, dass sich ein großer Anteil von Tierärzten in Deutschland mit dem Verkauf von Hundefutter finanziell über Wasser hält. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man mit ihnen über Tierfutter spricht oder sich über die richtige Ernährung für den eigenen Hund beraten lässt. Eine mögliche Befangenheit beim Thema Hundefutter sollte man bei ihnen nicht von vornherein ausschließen.

Aber selbst, wenn dein Tierarzt nicht zu dieser Gruppe gehört und seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit medizinischen Leistungen verdient: Was weiß er eigentlich wirklich über die gesundheitlichen Folgen der unterschiedlichen Hundefutter-Angebote?

Darüber müsste es wissenschaftlich untersuchte Erkenntnisse geben, die sich mit der Langzeitwirkung von Hundefutter auf die Tiergesundheit beschäftigen. Die meisten der Inhaltsstoffe in Tierfutter wurden aber noch nie systematisch über einen langen Zeitraum dahingehend untersucht, welche Krankheiten und gesundheitlichen Einschränkungen sie bei Hunden auslösen. Dazu kommt: Selbst wenn das untersucht wird, müssen die Ergebnisse auf eine so breite wissenschaftliche Basis gestellt werden, dass sie für die Tierarztausbildung zugrunde gelegt werden sollen. Wenn das passiert, müssen diese Erkenntnisse anschließend in die Fachbücher für die Tierarztausbildung übernommen werden. Diese ganzen Schritte dauern so lange in ihren Abläufen, dass statistisch besehen 15 Jahre vergehen, bis eine wissenschaftliche Erkenntnis auch Bestandteil der Ausbildung wird.  Mit anderen Worten muss erst ein komplettes Hundeleben verstreichen, bevor sich die Erkenntnis allgemein verbreitet, welcher Inhaltsstoff im Hundefutter warum und in welcher Intensität deinem Hund schadet. Gerade deshalb dürfte auch ein Tierarzt in diesen Fragen nicht immer auf dem absolut aktuellen Wissenstand sein.

Solange ein Inhaltsstoff noch nicht untersucht oder in seiner Ungefährlichkeit bestätigt ist, lässt du dein Haustier an einem globalen Feldversuch zur Frage teilnehmen, ob das Hundefutter unbedenklich ist, das du ihm gibst oder das dir jemand empfiehlt. Und der Ratgeber kann ja auch dein Tierarzt sein, der möglicherweise selbst finanzielle Interessen dabei verfolgt.

Das führt zur nächsten Frage: Wer soll eigentlich die Forschungsgelder aufbringen und ein Interesse haben, die gesundheitliche Qualität von Hundefutter zu untersuchen? Die Futtermittelhersteller werden sicher keine entsprechenden Forschungen unterstützen oder gar finanzieren wollen. Wie die Tiertrainerin und Verhaltensberaterin Brigid treffend sagte: Geforscht wird bloß an dem, was Geld einbringt.

Wenn etwas gesundheitsschädlich ist, kann es deshalb lange dauern, bis das angemessen untersucht wird. Ein typisches Beispiel für diese Tatsache ist der Aluminium-Skandal. Jahrzehntelang war das Leichtmetall eine Art Alltagsbegleiter in unserem Leben. Bis heute gibt es vereinzelte Produkte, die dieses Metall enthalten. Die Palette ist groß und reicht von Lebensmitteln zu Kosmetika. Mittlerweile ist bekannt, dass Aluminium vom Körper nur schwer ausgeschieden wird und mit hoher Wahrscheinlichkeit Krebserkrankungen und schwere Organschäden bewirken kann.

Wichtigste Tipps – darauf kann auch ein Laie bei Hundeernährung achten

Allein die Frage, was in der Futtermittelindustrie alles erlaubt ist, braucht tagelanges Nachforschen, um halbwegs informiert zu sein. Was diese Inhaltsstoffe bewirken, kommt als notwendige Informationsaufgabe noch dazu. Das Thema ist sehr umfassend und als Laie steht man vor einem ganzen Berg an Aufklärungsarbeit. Deshalb kommen hier einige Anhaltspunkte zu deiner Unterstützung,  um bei der Hundeernährung bewusster und zielgerichteter entscheiden zu können. Worauf kannst du achten, um das möglichst gesündeste Futter zu wählen?

  • Wie werden auf der Verpackung die Inhaltsstoffe angegeben? Handelt es sich um eine geschlossene Deklaration, ist Misstrauen angebracht. Hat ein Hersteller nichts zu verheimlichen, kann er die Zutaten im Futter benennen. Das ist bei der offenen Deklaration der Fall. Alle Inhaltsstoffe sollten lückenlos und idealerweise mit Prozentzahlen angegeben werden.
  • Bei der artgerechten Ernährung gibt es den Unterschied zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinen. Beides braucht der Hund, deshalb sollten auch die Proteinquellen genau benannt werden. Reis und Erbsen sind beispielsweise sehr wertvolle pflanzliche Proteinlieferanten.
  • Der Fleischanteil darf nicht unter 80 % liegen! Sonst handelt es sich nicht mehr um artgerechte Ernährung!
  • Fleischmehl darf im Futter enthalten sein. Es kann hochwertige Proteine liefern. Aber es muss als Fleischmehl bezeichnet sein und nicht als Tiermehl. Denn im zweiten Fall können auch Schlachtabfälle aller Art im Mehl enthalten sein – von Knochen über Schnäbel bis hin zu Borsten.
  • Was als Rohfaser und Rohasche deklariert ist, bezeichnet Futteranteile, die nicht mehr verwertbar und also auch nicht verdaulich sind. Nie darf dieser Anteil höher als 3,5 % liegen!
  • Immer wenn synthetische Vitamine beigefügt werden oder künstliche Mineralstoffe, ist der natürliche Anteil in den Futterzutaten zerstört worden. Meistens geht das auf eine schlechte Verarbeitung zurück. Von solchem Futter ist dringend abzuraten!

Das sollte man aber auch wissen:

Manchmal macht es Sinn, zusätzliche Mineralien und Vitamine zu ergänzen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Schlachttiere unzureichend ernährt wurden und ihr Fleisch nur wenige Vitamine und Nährstoffe aufweist. Dann ist es nicht falsch, diesen Mangel auszugleichen.