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Medical Training: So kannst du den Gang zum Tierarzt üben

Viele Hunde-, oder Katzenbesitzer werden es kennen. Der nächste Besuch beim Tierarzt steht an und da man sich ohnehin schon durch den stressigen Alltag kämpft, muss das ganze recht zügig gehen. Also fährt man wohl eher etwas zu spät, als zu früh los, obwohl man es sich anders überlegt hatte und wundert sich bereits während der Autofahrt weshalb das Gejaule, oder das herzzerreißende Gemaunze losgeht. Ganz zu schweigen davon, dass sich dein kleiner geliebter Vierbeiner beim Tierarzt benimmt, als sei er der größte Tyrann.

Das ist allerdings nicht nur für dich mit so viel Stress verbunden, sondern ganz besonders auch für dein Tier. Ich will niemandem das Gefühl vermitteln, er würde sein Tier nicht lieben und vor allem schlechten beschützen und behüten wollen, ganz im Gegenteil. Ich möchte mit dir ein bewusstes Verständnis dafür aufbauen, wie du durch Medical Training deinen Vierbeiner und auch dich entspannen kannst – und das trotz Arzttermin.

Kontrolliere dein Tier und setze dich durch!

Mit Sicherheit der ganz falsche Weg. Genau das wissen zum Beispiel die Tierärztinnen aus Wetzlar Nauborn und werden dir und deinem Tier solche Aussagen ersparen. Sie wissen, dass es beim Tierarzt unbekannte Geräusche und Gerüche gibt die angsteinflößend sind. Oder auch andere Tiere und den allgegenwärtigen Desinfektionsmittel Geruch, der den Tieren die blanke Panik in Mark und Knochen treibt. Und durch Kontrolle wird dies keinesfalls besser. Hier bewirkst du mit einer entspannten und positiven Grundeinstellung, jeder Menge Liebe und Verständnis für den kleinen Freund und der richtigen Vorbereitung sehr viel mehr.

Pure Angst – das willst du nicht für dein Tier!

Dennoch müssen die Untersuchungen stattfinden und es ist immer wieder schön, wenn ein Tier aufgrund der Erfahrung und des Trainings dabei entspannen kann. Wenn es dem Hund schlecht geht müssen die Ohren angeschaut, in die Augen geschaut, die Lefzen angehoben für die Kontrolle im Maul, die Pfoten angefasst und der Körper angetastet werden. Doch um dir ein Gefühl dafür geben zu können, wie der kleine sich während dieser Behandlung untrainiert und unvorbereitet fühlt, stelle dir folgendes bildlich vor:

Du bist umgezogen, in eine vollkommen fremde Stadt.

Du hast Probleme auf Menschen zuzugehen, lernst aber über mehrere Versuche und vorsichtigen Kontaktaufbau einen neuen Freund kennen. Du vertraust ihm und bist froh, dass du eine Bezugsperson in der fremden Umgebung hast. Wegen des ganzen psychischen Stress wirst du leider krank und musst zum Arzt.

Dort angekommen siehst du viele wilde Löwen im selben Wartezimmer sitzen und bist ihnen schutzlos ausgeliefert, zumindest fühlt es sich so an. Die ganze Praxis stinkt entsetzlich, du fühlst dich wie in deine personalisierte Hölle versetzt. Klingt theatralisch, doch besonders für ängstliche Tiere muss sich ein unvorbereiteter Tierarztbesuch so, oder zumindest so ähnlich anfühlen.

Tierarzt-herzzerreißender-Blick-vom-Hund

Ein herzzerreißender Blick! Dein Liebling weiß nicht, dass das zu seinem Besten ist. Mit Medical Training kannst du ihm daher helfen, damit er weniger Angst verspürt!

So gestaltest du die Fahrt zum Tierarzt möglichst angenehm für deinen Liebling

Schon allein hier gibt es so einiges wie du deiner Katze, oder deinem Hund helfen kannst. Zum einen sollte dein Tier niemals frei im Fußraum mitfahren, sondern sicher transportiert werden. Sei es mit einer ausreichend großen Transportbox, bei der man den Unterboden und das Oberteil separat voneinander lösen kann, oder bei größeren Hunden im Kofferraum mit der richtigen Schutzeinrichtung.

Du solltest allerdings bedenken, dass der Transport von Tieren stets in den Verkehr und dessen Sicherheit einfließt und es dadurch bestimmte Auflagen und Vorschriften gibt, an die es sich zu halten gilt. Denn nur dann, bist du bei einer eventuellen Verkehrskontrolle vor Strafen oder einer Lücke im Versicherungsschutz abgesichert. Da du nun weißt, wie du dein Haustier transportieren kannst, lass uns nun genauer darauf eingehen, wie du ihm dies bereits so angenehm wie möglich machen kannst.

Lasse deinen Liebling von klein auf wissen, was es bedeutet in seiner Transportbox angeschnallt von A nach B zu fahren. Mit Leckerlies und durch liebevolle Worte lernt es dies mit positiven Erlebnissen zu verbinden. Wenn du dann mit deinem Welpen, oder deinem Kitten zu Anfang lediglich ins Auto sitzt, um ihm ein Gefühl dafür zu vermitteln und wenn das klappt mit kleinen Strecken, die du langsam ausdehnst anfängst, hast du schon einiges richtig gemacht.

Besonders gut kann es auch klappen, wenn die Transportbox für das Tier immer sichtbar und zugänglich ist und nicht zu einer Kammer des Schreckens mutiert, die nur dann hervorgeholt wird, wenn es fortfährt. Für Katzen die in Transportboxen von A nach B gebracht werden, kann es auch sinnvoll sein einen Badteppich in die Transportbox zu legen, damit das Kätzchen mehr Halt während der Fahrt bekommt und den Teppich mit Sandelholzduft zu bearbeiten. Diesen Duft mögen Katzen sehr und er wirkt beruhigend auf sie.

Auch Bachblütentropfen ins Mäulchen der Katze können prophylaktisch beruhigend wirken.

So funktioniert Medical Training

Die vierbeinigen Freunde von vornherein mit Hilfe von Medical Training an den Tierarztbesuch zu gewöhnen ist eine wirklich gute Sache, die den kleinen gezielt helfen kann, die Angst zu verlieren. Allerdings ist etwas Geduld, viel Verständnis und Einfühlungsvermögen, sowie eigenes Interesse an diesem Training unabdingbar. Bei Hunden funktioniert das Training etwas anders als bei Katzen, weshalb ich dir erst die Hunde- und anschließend die Katzen Übungen vorstelle.

Der Kinntouch für Hunde

Zu aller erst, solltest du mit einem sehr ängstlichen Hund trainieren, so belohne diesen bitte bereits, wenn er dich mit deiner Hand in seine Kinnnähe kommen lässt. Gebe ihm die nötige Zeit sich daran zu gewöhnen.

Ist dein Hund nicht allzu ängstlich, gilt selbstverständlich aber dennoch, Kooperation statt Machtposition. Wenn dein Hund signalisiert, dass er nun keine Lust mehr hat, dann höre bitte sofort auf. Setze ihn nicht unter Druck und belohne ihn für seine Ausdauer und seinen Mut. Er darf niemals das Gefühl bekommen, dass er dem was er machen muss, vollkommen schutzlos ausgeliefert ist und all den Befehlen die in dieser Übungseinheit trainiert werden sollen, stets gerecht werden muss. Denn das kann unter Umständen schnell dazu führen dass er aggressiv wird, da er sich missverstanden und unterdrückt fühlt, oder die ganzen Übungen rein gar nichts bewirken und er die Tierarzt Angst nicht loswerden kann.

Anfangs kann es auch ratsam sein, die Übung erst auf dem Boden und später auf dem Tisch durchzuführen.

  • Step 1. Lege dem Hund deine flache Handinnenfläche für kurze Zeit unter das Kinn. Anschließend wird er mit einem Leckerlie für sein gutes Verhalten ausgiebig belohnt.
  • Step 2. Nun bleibt der Hundekopf in deiner Hand liegen, die Belohnung erfolgt währenddessen.
  • Step 3. Der Kopf liegt wieder in der Hand, für eine längere Zeitdauer, dieselbe Hand greift anschließend nach dem Leckerlie und gibt sie dem Hund. Sollte der Hund ungeduldig werden, kann man das Leckerlie vorerst in der anderen Hand nach oben halten, so dass der Hund es sieht und dann die Belohnung in die andere kopfhaltende Hand nehmen.

Nach einigen Tagen kann man die Hand, auf der der Hundekopf liegt vorsichtig zu beiden Seiten bewegen um einschätzen zu können, ob es dem kleinen Vierbeiner schon gelingt sich zu entspannen. Sollte dies der Fall sein, kann das Medical Training erweitert werden. Zum einen kann die Übung nun auf dem Tisch durchgeführt werden, zum anderen kann man selbst einmal beginnen, vorsichtig ins Hundeohr zu schauen, ihn an unangenehmen Fellstellen zu berühren, die Übungen an anderen Orten durchzuführen, oder auch andere Personen den Hund anfassen zu lassen, während dieser mit dem Kopf stets in deiner Hand liegen bleiben darf. Vergiss nicht dein Haustier immer ausgiebig zu loben und ihm zu zeigen, dass er die Übungen toll ausgeführt hat.

Und wie läuft das ganze bei Katzen ab?

Katzen gehorchen nicht auf Kommando, sind viel eigensinniger und sturer denkst du dir nun vielleicht. Das mag schon sein, aber auf Erkundungstour mit der Bezugsperson zu gehen, mit dieser spielerisch neues zu lernen und Leckerlies sind auch für Katzen besondere Dinge. Drehe also das notwendige Übel, deiner Katze die Angst vor dem Tierarztbesuch zu nehmen während des Medical Trainings in eine tolle Zeit gemeinsam um. Überlege dir vor dem Üben welche Situationen für deinen Schmusetiger besonders unangenehm sind. Beginnt es bereits bei der Transportbox, oder erst wenn es auf den Behandlungstisch geht? Notiere alles sehr akribisch und überlege dir welche Zwischenschritte folgen, bis das Angstlevel zu steigen beginnt.

Hat das Tigerchen beispielsweise Angst, auf den Behandlungstisch gesetzt zu werden, so überlege dir, in Rücksprache mit dem Arzt, ab sofort eine Unterlage aus kuscheligen Frottee Tüchern anzubieten und bringe deinem Vierbeiner bei, angstfrei und entspannt auf diese Tücher auf den Boden zu liegen.

Nach und nach kann diese Übung dann gesteigert werden, bis der Vierbeiner am Ende freiwillig auf den Tisch geht.

Noch förderlicher wird das ganze natürlich durch zweierlei Belohnungen. Wirklich tolle Belohnungen, die deine Katze liebt. Jedoch sollte die eine Belohnung, um es auf unser Beispiel zu beziehen, für das freiwillige auf die Tücher liegen gedacht sein, das andere bessere Leckerlie, für das freiwillige auf den Tisch gehen und sich hinlegen. Die einzelnen Übungseinheiten sollten allerdings nie länger als ein paar Minuten andauern, so dass sie keinesfalls überfordernd wirken. Lernt spielerisch und vor allem gemeinsam ein neues Verhalten kennen, dass euch beide entspannter werden lässt. Da diese Übungen neu für euch beide sind, kann es durchaus auch einzelne Abschnitte geben, die deiner Katze schwer fallen werden. Gestalte das Training daher abwechslungsreich und lass sie auch altes bereits erlerntes wiederholen, anstatt dann ständig auf die Übung zu bohren, die deinem Vierbeiner schwer fällt. Und selbstverständlich sollte auch Zeit zum ausgiebigen Schmusen und Spielen eingeplant und umgesetzt werden.

In der Tierarztpraxis

Auch die Praxis kann gerne ohne Untersuchung, jedoch mit Termin bereits ab Welpen und Kittenalter besichtigt und erkundet werden. So kann man sich viel leichter an die Gerüche, das Stethoskop, oder die netten gesichter gewöhnen. Dadurch hat, wenn es dann wirklich mal um eine Behandlung geht, nicht mehr die Angst, wie wenn alles fremd wäre. Wenn es an die erste Untersuchung geht, kann übrigens eine Decke, die das Tier vom Geruch erkennt und mit der es etwas positives verbindet, die Angst lindern.

Das Wartezimmer

Ein letzter Tipp für alle Katzenbesitzer. Seit doch so lieb und stellt, wenn möglich die Transportbox mit der Katze, nicht auf den Boden. Katzen haben wie wir wissen, oftmals panische Angst vor Hunden. Wenn diese entfacht ist, nützen eventuell all das liebevolle Training und die vorher unternommenen Tierarzt Kennenlern Besuche nichts mehr. Stellt eure Lieblinge also stets etwas höher, so dass sie nicht bereits während des Wartens Angst entwickeln, oder wartet schlichtweg im Auto, wenn das die Temperaturen zulassen.