Kaninchen-Körpersprache

Das bedeutet die Körpersprache deiner Kaninchen

Obwohl Kaninchen nicht sehr viele Laute von sich geben, so teilen sie uns durch ihren Körper so einiges mit. Hier erkläre ich dir das wichtigste, damit auch du deine Kaninchen in Zukunft sofort verstehen kannst.

Achte immer auf die Körperachse

Die Körperachse ist die Linie, die du gedanklich ziehen kannst, in die sich ein Kaninchen richtet.

  • Hält es seinen Körper entspannt, ist er in einer geraden Achse. Die Schultern zeigen quasi aufrecht und es steht, sitzt oder liegt ganz neutral und beobachtet aufmerksam.
  • Lehnt sich das Kaninchen zu dir und zeigen auch die Ohren nach vorne, ist es eine vorgerichtete Achse. Das Kaninchen ist neugierig und offensiv.
  • Weicht hingegen der Körper nach hinten und zeigen auch die Ohren zurück, hast du es mit einer zurückgerichteten Achse zu tun. Dein Kaninchen hat Angst und ist defensiv.

Angst muss beim Kaninchen übrigens nicht unbedingt heißen, dass es sich vor dir fürchtet. Vielleicht ist ihm auch einfach nicht geheuer, was du gerade mit dir rumträgst oder du bist einfach zu laut. Würdest du bei einer zurückgerichteten Achse auf das Kaninchen zugehen, ergreift es nach Möglichkeit die Flucht.

Das sagen die Ohren aus

Die Ohren sind das wichtigste Kommunikationsmittel der Kaninchen. Ist dein Kaninchen kein Widder, lässt es also seine Ohren nicht hängen, kann es damit sehr zielsicher kommunizieren, wonach ihm gerade der Sinn schwebt. Selbst Propellerkaninchen (solche, die aufgestellte Ohren haben, sie aber trotzdem oft umlegen) nutzen die Ohren, um sich mitzuteilen.

Widderkaninchen werden selbst von ihren Artgenossen nur schlecht und oft falsch verstanden.

Susi-Ohren-aufgestelltAufgerichtete Ohren zeigen Aufmerksamkeit. Meist dreht das Kaninchen die Ohrmuscheln dort hin, von wo das Geräusch stammt, dem es lauscht. Wenn ich mit unseren Kaninchen quatsche, sieht das dann wie auf dem Foto rechts aus.

Angelegte Ohren sind eine schmale Gratwanderung. Hier musst du auf die restliche Körpersprache achten, ob es bedeutet, dass sich das Kaninchen gerade entspannt oder ob es ängstlich ist. Unsere Kaninchen legen zum Beispiel aus Prinzip ihre Ohren an, wenn sie gestreichelt werden wollen. Beginnt man Struppi dann am Kopf zu kraulen, stellt er automatisch ein Ohr auf…

Hier kannst du dich natürlich auf die Körperachse verlassen. Angelegte Ohren bei einer geraden Achse bedeuten Entspannung und Zufriedenheit. Vermutlich ist das Kaninchen dann auch aufgeplustert und mahlt glücklich mit den Zähnen.

Das musst du über den Schwanz vom Kaninchen wissen

Zunächst einmal: Der Schwanz wird beim Kaninchen Blume genannt.

Wird sie ganz entspannt getragen, heißt das auch, dass das Kaninchen entspannt ist. Zieht es seine Blume nach oben, ohne auf der Toilette zu sitzen, ist es offensiv und neugierig. Wird sie hingegen flach nach unten gedrückt, steht das für Angst und eine defensive Haltung. Im selben Moment weicht auch die gesamte Körperhaltung nach hinten.

Auch Nase und Schnurrhaare haben eine Bedeutung

Die Nase ist das beste Stimmungsbarometer am Kaninchen. Sobald das tier entspannt ist, bewegt es sie langsamer. Bei Aufregung, sowohl positiver als negativer, hüpft die Nase schnell, das nennt man dann auch Nasenblinzeln. Das Blinzeln steht übrigens nicht automatisch für die Atemgeschwindigkeit!

Seine Schnurrhaare kann das Kaninchen bewegen, indem es die darunterliegenden Muskeln anzieht. Wenn sie ganz normal abstehen, ist das Tier entspannt. Zeigen sie nach vorne oder unten, steht das für Neugierde und Aufmerksamkeit. Zeigen sie hingegen pfeilgerade vom Näschen weg und werden sie nach oben in Richtung Augen gezogen, hat dein Kaninchen Angst.

Das sagen die Augen der Kaninchen aus

Die meisten Kaninchen schließen ihre Augen nicht, sie blinzeln aber natürlich auch mal.

Wichtig ist, dass ihre Augen nicht aufgerissen sind. Ihre Skleren (also die weiße Haut der Augen) darfst du nur sehen, wenn sie sich so verdrehen müssen, dass sie sonst nicht zu dir blicken können. Sind die Augen im normalsitzenden Zustand so weit geöffnet, haben sie gerade große Panik vor etwas.

Wann stampfen Kaninchen?

Stampfen ist sowohl ein Signal von Unruhe und Schmerz (auch Trommeln genannt, weil es dann konstant passiert) als auch Ärger und Frust. Ich lasse an dieser Stelle mal das Stampfen als Warnsignal außen vor, das in der freien Natur vorkommt.

Es kommt schonmal vor, dass das Kaninchen stampft, wenn es tagsüber in sein Gehege zurückmuss, weil du einkaufen gehen willst oder dergleichen. Einfach konsequent bleiben und ein Leckerchen geben, sobald es in seinem Gehege sitzt. Dann ist das Ärgernis auch schon wieder vergeben und vergessen.

Stampft das Kaninchen, wenn es gerade wo liegt oder sitzt, stört es sich an etwas. Häufig war ihm dann etwas zu laut und es will gerade einfach nur seine Ruhe.

Spezifisches Verhalten alphabetisch sortiert

Nachfolgend wird dir spezifisches Verhalten näher beschrieben mitsamt meist gleich mehreren Möglichkeiten, wofür das stehen kann. Es ist immer nur eine Bedeutung zutreffend, das wirst du aber aus dem Kontext heraus erkennen.


Brabbeln & Glucksen

  • Sehr selten geben Kaninchen ein leises Brabbeln von sich, hier kommunizieren sie aber in der Regel miteinander oder freuen sich wie Bolle über das leckere Zeug, das du ihnen gerade zum Essen gegeben hast.

Brummen, Grunzen, Fauchen & Knurren

  • Ein dunkles Knurren direkt nach dem Deckackt bedeutet, dass dieser nun vorbei ist. Im Vorfeld leitet es selbigen ein.
  • Wird ein Kaninchen gegen seinen Willen hochgenommen, gibt es mitunter einen verärgerten Laut von sich. Es kann dann nicht mehr stampfen, weil du vielleicht schon seine Beine in den Händen hältst und teilt sich so durch Lautsprache mit.

Gähnen & Strecken

  • Geht das Kaninchen von einer Phase in die nächste über (z.B. vom Dösen ins Futtern), streckt es sich und gähnt erstmal genüsslich.

Graben & Wühlen

  • Gräbt das Kaninchen in Sand oder wühlt es in Tüchern, kommt es seinem Instinkt und Wühltrieb nach. Es wetzt damit seine Krallen gut ab.
  • Scharrt das Kaninchen, ist es entweder unruhig oder wetzt auch hier seine Krallen ab.

Kinn reiben

  • Kaninchen haben ihre Duftdrüsen am Kinn. Wird dieses wo dran gerieben, markiert es das Kaninchen gerade.
  • Markiertes Futter wird beansprucht. Trotzdem wird es aber von anderen Kaninchen womöglich verputzt.

Knuspern & Zähneknirschen

  • Knuspern ist ein Ausdruck des Wohlgefallens. Es ist das Pendant zum Schnurren der Katze. Hier mahlt das Kaninchen leicht seine Zähne zusammen. Streichelst du es gerade, solltest du bloß nicht damit aufhören.
  • Ein regelrechtes Schnattern mit den Zähnen drückt hingegen Ärger oder Schmerzen aus. Ist es Ärger, warnt dich das Kaninchen, dass es dich beißen wird, wenn du es nicht in Ruhe lässt!

Männchen machen

  • Dein Kaninchen bettelt nach etwas (z.B. dass du es rauslässt oder dass es Futter/Leckerchen bekommt).
  • Das Kaninchen ist neugierig und erkundet die Gegend.
  • Das Kaninchen erkundigt sich, ob es auf die geplante höhere Position springen kann und ob nichts im Weg ist.

Schlecken

  • Kaninchen schlecken sich gegenseitig ab, um einander zu putzen.
  • Schleckt dich das Kaninchen zaghaft ab, ist es ein absoluter Vertrauens- und Liebesbeweis.
  • Werden Gegenstände oder ähnliches vom Kaninchen abgeschleckt, ist auch das ein Vertrauens- und Liebesbeweis dir gegenüber. Für normal werden nur Dinge abgeschleckt, die mit dir im Zusammenhang stehen. Sind es hingegen Wände oder Tapeten, kann das am Salzgehalt liegen.
  • Wird der Mund ausgiebig geschleckt, putzt ihn das Kaninchen gerade nach einem Snack oder es freut sich auf einen solchen.

Schriller Schrei

  • Ein richtiger Schrei vom Kaninchen geht dir durch Mark und Bein. Das Tier hat entweder unglaubliche Schmerzen oder Todesangst.

Springen & Haken schlagen

  • Das Kaninchen ist ausgelassen und hat besonders gute Laune.
  • Tobt sich das Kaninchen gerade aus, macht es quasi Sport.
  • Springt das Kaninchen unbekümmert herum, ist es glücklich und freut sich über etwas.
  • Rennt das Kaninchen während dem Springen schnell weg, ergreift es die Flucht.

Starre & schnelles Atmen

  • Das Kaninchen hat sich sehr erschreckt und braucht nun einen Moment, um sich davon zu erholen.
  • Passiert das, weil draußen z.B. gerade Feuerwerkskörper knallen und lässt sich dein Kaninchen von dir nehmen, kannst du es so zu beruhigen versuchen. Aber Achtung, das mag kaum ein Kaninchen! Besser ist in der Regel, dass du dich zu ihm setzt und beruhigend mit ihm redest.

Stupsen

  • Aufforderung, gestreichelt zu werden.
  • Festes Stupsen ist meist eine Begrüßung.
  • Schiebt das Kaninchen deine Hand weg, will es gerade nicht (mehr) berührt werden.

Umfallen & zur Seite werfen

  • Kaninchen lassen sich entweder sachte zur Seite gleiten oder werfen sich direkt hin und strecken die Beine aus. Sie fühlen sich pudelwohl und vertrauen dir mit ihrem Leben – im wahrsten Sinne des Wortes, denn dann zeigen sie dir auch ihren ungeschützten Bauch.

Umkreisen deiner Füße

  • Rennt ein Kaninchen um deine Füße herum, mag es dich sehr gerne und begrüßt dich.
  • Oder es freut sich besonders, weil du z.B. das Heu nachfüllst und bedankt sich euphorisch bei dir.
  • Beißt es dich zusätzlich, ist das ein sexuelles Verhalten. Kaninchen, die nicht alleine leben, sollten das ihrem Menschen gegenüber eigentlich nicht zeigen. Sprich besser mal mit deinem Tierarzt.

Zwicken & Kneifen

  • Kaninchen zwicken einander, wenn sie sich gegenseitig im Weg stehen.
  • Wirst du gezwickt, bist du ihnen genauso im Weg und sie haben nicht genug Platz, um an dir vorbei zu können. Das ist kein böswilliges Zwicken!

Auch du kannst mit deinen Kaninchen reden!

Und zwar so, dass sie auch genau verstehen, was du willst. Sobald du nämlich von ihnen akzeptiert wurdest, bildet ihr alle zusammen ein großes Rudel. Sie respektieren dich und erkennen, dass du kein Artgenosse bist, aber sie nehmen dich trotzdem in ihre Ordnung auf. Sitzt du im Weg, wirst du gezwickt. Zur Begrüßung stupsen sie dich an. Wollen sie von dir gestreichelt werden, zeigen sie sich unterwürfig. Es ist die ganze Palette, die auch gegenüber Artgenossen zum Einsatz kommt.

Nun gibt es zwei spezielle Signale, die du deinen Kaninchen geben kannst.

  • Liegt das Kaninchen gerade auf deinem Kissen und willst du es zurückhaben, kneifst du es sachte in den Hintern. Das ist wie das Zwicken der Kaninchen. Es weiß: Du willst, dass es da weggeht, also steht es auf und macht ein paar Schritte.
  • Zeigt sich das Kaninchen dir gegenüber ungezogen und willst du ihm zeigen, dass du das Sagen hast, legst du deine Finger auf seine Stirn und drückst sie sanft nach unten. Aber nicht mit Gewalt, sondern nur, solange du spürst, dass das Kaninchen selbst nun seinen Kopf senkt. Du unterwirfst es dir damit und zeigst ihm: So nicht! Das wird es sich garantiert merken und dir dann zum Beispiel auch nicht mehr das Futter wild aus der Hand reißen. Das ist also mehr eine Erziehungsmethode als ein Sprachsignal. Genauer eigentlich das Pendant zum Berammeln, um die Rangordnung zu klären.

Verhalten bei Trächtigkeit und Scheinschwangerschaft

Kaninchen, die trächtig sind (oder glauben, dass sie es sind), wirken sehr aufgekratzt und nervös. Gut, Trächtigkeit erkennst du unmittelbar, die dauert bei Kaninchen im Übrigen rund einen Monat an.

Kaninchen-scheinschwanger

Scheinschwangerschaft dauert auch ein paar Tage, sobald das Kaninchen dann zum Nest bauen anfängt, ist sie aber schon fast vorbei. Deine Kaninchendame beginnt dann zunächst büschelweise Stroh und Heu zu sammeln und legt sich in einem sichtgeschützten Bereich ein Nest an. Versuche, das vorzeitig zu entdecken, denn wenn du es zerstören musst (z.B. weil es hinter einem Sofakissen angelegt wird), macht sie das nur noch unruhiger.

Im nächsten Schritt rupft sie sich Fell aus, um das Nest schön auszustopfen. Du kannst dann Papiertaschentücher und zusätzliches Stroh anbieten, aber es gibt keine Garantie, dass sie das annimmt.

Für dich gelten nun folgende wichtige Dinge:

  • Die Kaninchendame wird ihr Nest aggressiv verteidigen. Gib den anderen Kaninchen die Möglichkeit, sich von ihr zu entfernen und Sicherheitsabstand zu halten.
  • Verschiebe die nächste Gehegereinigung, solange das Kaninchen im Nest sitzt. Erst, wenn es dieses ignoriert, kannst du es wegräumen.
  • Verlässt sie ihr Nest nicht, schau, ob du ihr irgendwas anbieten kannst. Unsere Susi frisst bei einer Scheinschwangerschaft bislang immer nur Petersilie und nimmt sonst nichts anderes an. Und selbst dann müssen wir es ihr hinhalten, damit sie es annimmt.

Meist ist nach zwei, drei Tagen der Spuk vorbei. Bis dahin solltest du deine Kaninchendame immer wieder mal besuchen, sie aber im Großen und Ganzen in Ruhe lassen und auch nicht zu oft berühren. Nimm sie auf keinen Fall hoch zu dir!

Zwei- bis dreimal im Jahr ist eine Scheinschwangerschaft normal. Sie tritt ansonsten auch auf, wenn die Dame vom kastrierten Männchen zur Klärung der Rangordnung berammelt wird. Der Eisprung von Kaninchen hängt nämlich rein mit dem Deckackt zusammen. Wird dein Kaninchen viel öfter scheinschwanger, obwohl es nicht zum Rangordnungskampf gekommen ist, solltest du mal einen Tierarzt konsultieren. Das kann auf ein hormonelles Ungleichgewicht hinweisen.